
Zum Arbeitsort pendeln ist eine Sache, die viele von uns machen und zähneknirschend ertragen, ohne sie jemals ernsthaft zu hinterfragen. Dabei gibt es hier viel Potential, sein Leben zu verschönern. In diesem Blogpost will ich Dir nicht einreden, den Job zu wechseln oder umzuziehen, sondern Deine Pendelzeit sinnvoll zu nutzen.
Laut der Bundesagentur für Arbeit pendeln 13,0 Millionen oder 39% der Arbeitnehmer*innen in Deutschland zur Arbeit. Ich schätze, dass ein großer Teil dieser Pendler*innen nicht der Meinung ist, dass das Pendeln ein sinnvoller Einsatz ihrer Lebenszeit ist. Wenn Du auch zur Arbeit pendelst, kennst Du sicher das Gefühl, wenn Du im Stau stehst oder die S-Bahn mal wieder Verspätung hat und Deine Freizeit zwischen Deinen Fingern durchrinnt. Man fühlt sich einfach machtlos und entwickelt eine Abneigung gegen das Pendeln, die einem oft die Laune verdirbt. Im schlimmsten Fall führt diese Art von Dauerstress sogar zu Erkrankungen und kann Depression und Burnout befördern.
Das muss jedoch nicht sein. Im Folgenden ein paar Ideen, wie man das Pendeln gestalten kann, die dazu führen, dass man die sonst verlorene Zeit an vielen Tagen sogar genießen kann.
Pendeln auf ein erträgliches Maß minimieren
Viele von uns haben in letzter Zeit gelernt, dass man viele Aufgaben sehr gut von zu Hause erledigen kann. Auch Führungskräfte haben gemerkt, dass die Anwesenheit im Büro nicht so wichtig ist, wie vor Corona vermutet. Wenn die Arbeitsbedingungen im Homeoffice passen, dann ist das eine hervorragende Alternative, um die Umwelt, den Geldbeutel und die Nerven zu schonen und Pendelzeiten einzusparen.
Auswahl des Verkehrsmittels
Wie Du die übrig gebliebene Pendelzeit nutzen kannst, hängt maßgeblich von der Wahl des Verkehrsmittels ab. Viele Dinge sind einfach nicht möglich, wenn Du selbst fährst. Ich habe die Verkehrsmittel mal nach Nachhaltigkeit und CO2-Einsparung geordnet 😉
Diese Gegenüberstellung fällt vielleicht nicht ganz objektiv aus. Ich bin überzeugter Fahrradpendler.
Fahrrad oder zu Fuß
Wie weit ist es zu Deiner Arbeitsstätte? Kannst Du dorthin Fahrrad fahren, gehen oder laufen? Das ist und bleibt die nachhaltigste Methode sich fortzubewegen. Außerdem bist Du weitgehend unabhängig vom Verkehrsaufkommen.
Das Unfallrisiko ist etwas höher, gerade wenn Du mit dem Fahrrad fährst. Allerdings hilft hier eine gute Streckenwahl, ein Helm und ein umsichtiger Fahrstil, um dieses Risiko zu minimieren.
Wenn Dir die Strecke zu weit erscheint, kombiniere eins der anderen Fortbewegungsmittel mit Fahrrad oder Sportschuhen. Hier gibt es viele Möglichkeiten: Mit dem ÖPNV die halbe Strecke zurücklegen, eine Strecke radeln, die andere mit der S-Bahn oder dem Bus fahren. Schau Dir die konkreten Kombiantionsmöglichkeiten einfach mal an. Es ist auch gut, wenn man sich der Ausweichmöglichkeiten bewusst ist, wenn das Wetter doch mal zu schlecht sein sollte.
Du wirst sehr schnell merken, dass Deine Kondition besser wird und der Weg gar nicht mehr so lang erscheint. Welchen „Zeitverlust“ Du im Vergleich zu schnelleren Verkehrsmitteln in Kauf nimmst, ist natürlich sehr individuell und wahrscheinlich abhängig davon, wie die Strecke beschaffen ist und wie sehr Du die Möglichkeit der sportlichen Betätigung schätzt.
Dem Pendeln per Fahrrad habe ich einen weiteren Blogpost gewidmet und bin auf Dinge wie Streckenwahl, Auswahl des richtigen Fahrrads, schlechtes Wetter, Schwitzen und ähnliches eingegangen.
Öffentliche Verkehrsmittel
Wenn Du öffentliche Verkehrsmittel nutzt, musst Du nicht selbst fahren und hast die Hände, sowie einen Großteil Deines Gehirns frei für andere Dinge. Wenn die Verbindung zwischen Deinem Wohnort und Deiner Arbeitsstätte gut ist, dann ist das eine hervorragende Alternative. Zumal viele Arbeitgeber die Verwendung des ÖPNV bezuschussen.
Nachteile gibt es auch ein paar. So ist hier in München die Zuverlässigkeit der S-Bahn oft nicht so, wie man es sich wünschen würde. Auch setzt man sich gerade im Winter einem höheren Infektrisiko aus.
Auto (Fahrgemeinschaft)
Eine Fahrgemeinschaft ist eine recht günstige Alternative. Sie funktioniert aber nur, wenn sich alle Mitfahrer auf ähnliche Arbeitszeiten einigen können oder für einzelne Wege andere Verkehrsmittel gewählt werden. Während man mit Kollegen im Auto sitzt, kann man wahrscheinlich schlecht irgendetwas anderes machen. Dafür hat man jemanden zum reden und Zeit für tiefer gehende Gespräche. Vorausgesetzt die Chemie stimmt. Ich selbst habe gute Erfahrungen mit einer Fahrgemeinschaft gemacht und pflege inzwischen eine Freundschaft mit meinem Ex-Mitfahrer.
Auto (selbst fahren)
Das ist mit Abstand die teuerste und umweltschädlichste Alternative. Dafür aber für viele die bequemste. Die Möglichkeiten die Zeit sinnvoll zu nutzen, sind etwas eigeschränkt, da man seine Hände und sein Hirn auch anderweitig braucht. Zudem gibt es in den meisten Städten inzwischen eine ausgeprägte Rush Hour und man kann sich darauf einstellen, dass man manchmal etwas länger braucht. Dem kann man allerdings entgegenwirken, wenn man seine Arbeitszeiten etwas nach vorne oder hinten legt, wenn das möglich ist und dem eigenen Rhythmus entspricht.
Dinge, die Du während des Pendelns machen kannst
Im Folgenden findest Du nun ein paar Ideen, wie Du die Zeit nutzen kannst.
Arbeiten
Warum die Pendelzeit nicht teilweise für die Arbeit nutzen? Damit verkürzt man seinen Arbeitstag und gewinnt am Ende Freizeit. Es gibt Dinge die man gut in der S-Bahn erledigen kann. Zum Beispiel Emails lesen und beantworten, sofern man ein Notebook, Smartphone oder Tablet hat. Man sollte aber immer darauf achten, dass man keine Informationen preisgibt. Eine Blickschutzfolie ist sehr sinnvoll, wenn man unterwegs arbeitet. Sie verhindert, dass die Menschen um einen herum die Bildschirminhalte erkennen können. Betrüge Dich aber nicht selbst (und Deinen Arbeitgeber auch nicht…). Wenn Du nicht effizient arbeiten kannst, weil Du Dich nicht konzentrieren kannst, dann lass es lieber und mach was anderes. Es gibt viele Alternativen.
Telefonieren ist auch eine Sache, die man gut von unterwegs erledigen kann. Aus meiner Sicht jedoch lieber nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das stört die Mitmenschen, die konzentriert arbeiten oder entspannen wollen. Im Auto geht das jedoch super. Freisprecheinrichtung vorausgesetzt und wenn man sich weiterhin auf den Verkehr konzentrieren kann. Auch auf dem Fahrrad kann man telefonieren, wenn man ein wirklich gutes Headset hat, das Windgeräusche für den Gesprächspartner ausblendet oder vielleicht sogar ein Knochenleitungsmikrofon hat, so dass es auch unter einer Mütze funktioniert. Außerdem ist hier extrem wichtig, dass man weiterhin hört, was um einen herum passiert. Headsets, die die Umgebungsgeräusche komplett ausblenden, sind völlig ungeeignet für den Einsatz im Straßenverkehr.
Weiterbildung
Die Pendelzeit kann man hervorragend zur Weiterbildung nutzen. In öffentlichen Verkehrsmitteln kann man Fachbücher lesen oder Videos von Weiterbildungsplattformen konsumieren. Hörbücher gehen in jedem Verkehrsmittel. Gönne Dir ruhig ein Hörbuch-Abo, um Deine Pendelzeit für Dich sinnvoll verbringen zu können.
Noch ein kleiner Tipp: Wenn Du bei Videos oder Hörbüchern abschweifst, versuche mal die Abspielgeschwindigkeit zu erhöhen. Du kannst Inhalte besser aufnehmen, wenn Du die Geschwindigkeit auf die Input-Datenrate Deines Gehirns einstellst und ihm keine Chance lässt, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Dieser Trick funktioniert natürlich nur, solange Du nicht sehr erschöpft und müde bist.
Entspannung
Anstatt Dich über die unzuverlässige S-Bahn oder Deine Mitmenschen aufzuregen, kannst Du auch einfach entspannen 😉 Lies ein Buch, hör Musik, schau ein paar Videos auf YouTube, chatte mit Deinen Freunden.
Achtsamkeit und Meditation
Die Zeit unterwegs kannst Du hervorragend für Achtsamkeitsübungen nutzen. Außer vielleicht wenn Du Auto fährst, kannst Du immer versuchen, Dein Gehirn abzuschalten und Dich auf Deine Atmung, Deine Umgebung, Deine Lauftechnik… konzentrieren. Man kann natürlich auch achtsam Auto fahren, so wie man alles achtsam machen kann. Aber hier bitte keine Entspannungsübungen machen, die dazu führen, dass Du einschläfst. Was Meditation bringt, kannst Du hier lesen.
Sport
Du kannst Deine Wege nutzen, um Sport zu machen. So relativiert sich auch die Zeit, die es mehr kostet, wenn Du mit dem Fahrrad fährst oder läufst und nicht mit dem Auto oder dem ÖPNV fährst. Du förderst Deine Gesundheit, schonst die Umwelt und nutzt die Pendelzeit für etwas, das sonst vielleicht Familienzeit kostet.
Als Beispiel, hier meine Pendelstrecke: Sie ist etwas über 27 Km lang und ich brauche mit dem Fahrrad ungefähr eine Stunde. Mit dem Auto brauche ich bei normalem Verkehr 40 Minuten. Ich habe die Strecke so optimiert, dass ich meistens auf Radwegen fahre und von relativ wenigen Ampeln aufgehalten werde. Außerdem komme ich an einigen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von München vorbei: Schloss Nymphenburg, Olympiapark, Isar und Englischer Garten.
Die Strecke ist nicht die kürzeste. Ich könnte vier Km einsparen. Jedoch macht es zeitlich kaum einen Unterschied, da auf der kurzen Strecke viel mehr Ampeln und eine Bahnschranke zeitweise den Weg versperren. Außerdem gibt es auf der kurzen Strecke deutlich mehr Abschnitte mit Autoverkehr. Das erhöht das Unfallrisiko.
Unterm Strich
Letztendlich geht es darum, dass Du Deine Einstellung zum Pendeln überdenkst und überlegst, wie Du gefühlt verlorene Zeit in wertvolle Zeit umwandelst. Du kannst dafür ruhig ein bisschen investieren. In ein Fahrrad, ein gutes Headset, in Bücher, Hörbücher oder Online-Fortbildungen. Auch darfst Du Deinen Arbeitgeber um Arbeitsmittel bitten, die Du unterwegs nutzen kannst, sofern Du noch keine hast.
Mach einfach das Beste aus Deiner Lebenszeit. Wenn diese Tipps alles nichts nutzen und das Pendeln Dich weiterhin nervt, gibt es immer noch die Möglichkeiten Deinen Job zu wechseln oder in die Nähe Deiner Arbeitsstätte zu ziehen.