Gewohnheiten

Aufkleber „Es darf alles hinterfragt werden“ auf einem Baumstumpf.

Gute Gewohnheiten geben Stabilität und Struktur. Sie ermöglichen es uns, gut und gesund zu leben. Sie bringen Effizienz in unseren Alltag. Durch sie können wir viele Kleinigkeiten ganz automatisch erledigen, ohne viel darüber nachzudenken. Kurzum: Gewohnheiten sind super. Wer sie zu nutzen weiß und Methoden kennt, wie man sich gute antrainiert und schlechte wieder los wird, der hat einen Schlüssel zu einem guten Leben in der Hand.

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Gewohnheiten schleifen sich ein. Sie lassen uns unaufmerksam werden. Wir ruhen uns irgendwann auf unserem Status Quo aus und spulen unsere Tage nur noch nach den gewohnten Mustern ab. Dabei büßen wir geistige Flexibilität und Resilienz ein. Neue Blickwinkel kommen ungelegen und Perspektivwechsel fallen schwer.

Dieser Blogpost soll ein Plädoyer für das Ungewohnte, das Spontane und sogar das Ungewöhnliche sein und dazu anregen, Irritationen schätzen zu lernen. Wobei das schon Stufe zwei ist. Anfänger führen Irritationen erst mal selbst herbei, um den Umgang mit ihnen zu lernen.

Eingeschliffene Strukturen

Stell Dir ein regelmäßiges Teammeeting vor. Alle wissen, was besprochen wird. Es findet immer im selben Raum statt. Irgendwann hat sich eine Sitzordnung eingeschlichen, von der nicht mehr abgewichen wird. Das Meeting wird von allen als langweilig empfunden, weil zwar immer neue Themen diskutiert werden, aber irgendwie doch immer jeder das gleiche sagt. Irgendwann kommt eine neue Kollegin dazu. Sie will besonders pünktlich sein und ist deswegen als erste im Meetingraum. Sie wählt einen Platz und setzt sich. Als der übliche Platzinhaber dazukommt ist er schockiert. Was fällt der Neuen ein, sich auf seinen Platz zu setzen?! Ganz Gentleman lässt er sich aber fast nichts anmerken und setzt sich nach wenigen Minuten in seinen Bart grummeln woanders hin. Als er auf dem neuen Platz sitzt, merkt er, dass dieser gar nicht so schlecht ist, weil man viel besser aus dem Fenster schauen kann, als auf dem alten Platz. Dass der andere Platz auch der Lieblingsplatz von jemandem war, versteht sich von selbst. Von nun an ist nichts mehr wie es war. Im Meeting werden plötzlich ganz neue Themen besprochen. Die üblichen Standpunkte der Teammitglieder sind kaum wiederzuerkennen. Manche Teammitglieder haben Gefallen daran gefunden, die Plätze zu wechseln und machen es nun regelmäßig.

Das Beispiel ist natürlich ein bisschen überspitzt. So eine kleine Irritation führt meist nicht zu dauerhaften Änderungen. Hier macht es die Anzahl. Viele, nicht kritische, kleine Änderungen haben einen großen Effekt auf die geistige Flexibilität.

Wenn eine Änderung nicht funktioniert, kannst Du jederzeit zur alten Gewohnheit zurückkehren. Das wird sogar oft der Fall sein. In jedem Fall wirst Du von Deinen Versuchen aber etwas mitnehmen. Und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass alles gut so ist, wie Du es immer machst.

Ideen

Hier habe ich ein paar Anregungen aus dem beruflichen und privaten Umfeld, die Du ausprobieren kannst.

  • Nimm ein anderes Verkehrsmittel um in die Arbeit (oder sonstwohin) zu kommen. Ich empfehle mit dem Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen 😉
  • Du machst sonst immer am Abend Sport? Versuche es mal am Morgen (oder andersrum).
  • Wenn Du Läufer oder Radfahrer bist, hast Du bestimmt Deine Lieblingsstrecken. Ändere die Richtung und laufe/fahre sie „vom Ende“.
  • Oder versuche gleich eine andere Strecke.
  • Du machst das ganze Jahr über Sport? Versuche ein paar Wochen lang nichts zu machen.
  • Regelmeetings immer zur selben Zeit? Lass den einen oder anderen Termin aus der Reihe tanzen.
  • Apropos Meetings. Hier gibt es viele Möglichkeiten. Lade Gäste ein, ändere die Reihenfolge der Agenda, ändere die Sitzordnung…
  • Du gehst immer im gleichen Supermarkt einkaufen? Versuch mal einen anderen.
  • Du benutzt emacs? Probiere doch mal vim.

Undsoweiter. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten.

Gehe etwas behutsam vor, wenn andere Personen von Deinen Gewohnheitsänderungen betroffen sind. Wenn sich Dinge lange eingespielt haben, tun sich viele Personen sehr schwer damit, ihre Gewohnheiten aufzugeben. Auch wenn diese die Übung am nötigsten haben, solltest Du niemanden vor den Kopf stoßen.

Der Geist des Anfängers

Hast Du schon mal erlebt, dass ein*e Praktikant*in oder ein*e sonstige*r Anfänger*in eine Idee beigesteuert hat, die so einfach und so gut war, dass Du Dich geärgert hast, dass Du selbst nicht darauf gekommen bist? Manchmal hilft der „Geist des Anfängers“, um ein Problem zu lösen. Der Begriff stammt aus dem Zen. Mit dieser Geisteshaltung lässt man festgefahrene Denkmuster und Betriebsblindheit hinter sich und betrachtet Dinge unvoreingenommen. Die Irritation von Gewohnheiten ist eine gute Übung, um eben diese Haltung zu fördern und zu trainieren.

Das nächste Level

Wenn Du fleißig übst, Deine Gewohnheiten zu unterbrechen und zu ändern, wirst Du merken, dass Dich so bald nichts mehr aus der Ruhe bringt. Planänderung? Kein Problem. Dein Anfängergeist wird Dir sagen: „Interessant. Ich bin gespannt, was jetzt kommt.“ Du wirst merken, dass es sich bei den meisten Dingen, die Dich stören könnten, nur um Kleinigkeiten handelt, die Du locker wegsteckst.

Übertreibe es nicht

Bei der Änderung und Unterbrechung von Gewohnheiten gilt es, ein gutes Maß zu finden. Wie oben erwähnt, geben Gewohnheiten auch Sicherheit und bringen Struktur in den Alltag. Darauf solltest Du nicht verzichten. Übertreibe es nicht und nutze die „Macht der Gewohnheit“ dafür, Ruhe und Regelmäßigkeit in Dein Leben zu bringen und Stress durch Automatisierung rauszunehmen.

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1 Kommentar zu „Gewohnheiten“

  1. Vim ist eine phantastische Idee. Wenn das mal zur Gewohnheit geworden ist, wird es schwer fallen, davon zu lassen 🙂

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