
Im ersten Teil hast Du etwas darüber erfahren, warum es wichtig ist, Zugang zu Deinen eigenen Gefühlen zu haben. Nun ist es an der Zeit, dass wir uns auch ein bisschen um die der anderen kümmern.
Worum es eigentlich geht
Bestimmt habe ich es schon in dem einen oder anderen Blogpost erwähnt: Gefühle sind immer ein Ausdruck von Bedürfnissen. Man ist traurig, weil ein Bedürfnis nicht erfüllt ist und nicht einfach um traurig zu sein. Am Schluss geht es also immer darum: Welche Bedürfnisse hat mein Gegenüber? Oft wissen wir selbst nicht so genau, warum eine Emotion gerade entsteht. Oder aber wir wollen uns nicht offenbaren. Unsere Gefühle und Bedürfnisse sind uns peinlich. Eine resililente Führungskraft, ein*e gute*r Mitarbeiter*in kann ja nicht einfach traurig oder ängstlich sein.
Kleine Randnotiz: Resilienz bedeutet nicht keine Gefühle zu haben oder zu zeigen, sondern damit umgehen zu können.
Gefühle bemerken
Oft ist es gar nicht so leicht, die Gefühle Deines Gegenübers zu bemerken und zu interpretieren. Viele Menschen sind recht gut darin, ihre Gefühle zu verbergen oder zu unterdrücken.
Glücklicherweise ist es aber dennoch möglich sie zu bemerken. Von außen ist es oft sogar leichter als aus der Innenperspektive einer Person. Gefühle zeigen sich unter anderem durch Mimik, Gestik, Stimmlage und Körperhaltung. Um genau zu wissen, welches Gefühl sich gerade zeigt, braucht es Übung. Eine sehr kurzweilige Einführung in die Interpretation von Mikroexpressionen bietet die Serie „Lie to me“. Ein Einstieg in Buchform in das Thema ist zum Beispiel „Menschen lesen“ von Joe Navarro. Ein echtes Pokerface haben die wenigsten.
Oft ist es aber gar nicht so wichtig, jedes Detail zu erkennen und zu wissen was es bedeutet. Wenn Du Dich nicht gerade in einer Verhandlungs- oder Verhörsituation befindest, reicht es, zu bemerken, dass gerade Gefühle im Spiel sind. Das zeigt sich oft durch Irritationen bei Dir oder Deinem Gegenüber. Irgendwas ist anders als gerade eben noch. Nur was? Welche Gefühle spielen gerade eine Rolle? Total gut, dass Du einfach fragen kannst.
Wut und Ärger
Bei Menschen, die es gewöhnt sind, ihre Gefühle zu unterdrücken, zeigen sie sich oft erst, wenn es schon zu spät ist. Sie werden wütend, weil ihre Gefühle vorher keinen Raum bekommen haben. Zum Beispiel zeigt sich in Change-Prozessen hin und wieder Trauer und Angst dadurch, dass Menschen wütend werden und ihrem Ärger Luft machen. Wäre es allen Beteiligten vorher gelungen, die darunter liegenden Gefühle zu bemerken und vor allem auch anzuerkennen, dann ließen sich derartige Ausbrüche oft vermeiden.
Dennoch: Besser spät als nie. Wut und Empörung sind besser als kompletter Rückzug. Das ist das andere Extrem. Mit Wut kann man besser arbeiten, da die Energie nach außen gerichtet ist.
Gefühle aushalten
Mal angenommen Dein Gegenüber wird im Gespräch ärgerlich. Oder gar traurig. Vielleicht fließen sogar Tränen. Welche Gefühle löst das in Dir aus? Fühlst Du Dich schuldig? Das kommt gar nicht so selten vor und scheint bei uns unter anderem kulturell bedingt zu sein. In anderen Kulturen spielen Gefühle eine deutlich größere Rolle und der Umgang damit ist viel offener. Auch wir könnten davon profitieren, wenn wir da ein bisschen mutiger wären und mehr Emotionen mitbringen würden. Ist doch erst mal nichts schlimmes dabei. Ganz im Gegenteil. Gefühle bedeuten, dass das Gespräch nicht nur an der Oberfläche vor sich hinplätschert. Wenn Gefühle aufkommen, ist Veränderung möglich.
Es ist also gut, nicht gleich das Thema zu wechseln oder den Rückzug anzutreten. Wo kommt das Gefühl her? Fühlt es sich gut oder schlecht an? Was machen wir damit? Anerkennen? Die Ursache beheben?
Gefühle auslösen
Wer mit Gefühlen umgehen kann, der muss sich auch nicht scheuen, die Temperatur im Gespräch ein bisschen zu beeinflussen. Meine persönliche Lieblingsmethode, um Gefühle zu beeinflussen ist Humor und Provokation. Zum Glück wirken positive Gefühle genauso stark beim Auslösen von Veränderung wie negative. Zusätzlich verbessern sie die Stimmung und die Gesprächsatmosphäre. Wenn Du also die Wahl hast, löse bei den Personen, die Du zu etwas bewegen willst, positive Gefühle aus.
Gefühle lockern die geistige Erstarrung und bewirken, dass Veränderung möglich ist. Es ist einfach unglaublich, jemandem ins Gesicht zu schauen, der das erste Mal über ein Gedankenkonstrukt lachen kann, das ihn oder sie viele Jahre zurückgehalten hat.
Wenn man Veränderung bewirken will, sind negative Gefühle besser als nichts. Allerdings bitte mit Maß. Ich selbst halte es so: Wenn sie kommen, gebe ich ihnen Raum und arbeite mit ihnen. Das passiert gar nicht mal so selten, wenn man sich ernsthaft mit einem Thema auseinandersetzt. Dass ich aber negative Gefühle absichtlich provoziere, versuche ich zu vermeiden. In meiner Welt sind ressourcenreiche Zustände, in denen man fröhlich und ausgelassen ist besser, als ressourcenarme, in denen man traurig und niedergeschlagen ist. „Hin zu“ versus „weg von“. Ich male lieber Bilder von einer schönen Zukunft, die man erreichen will, als welche von einer traurigen, dunklen, die man vermeiden will.
Gefühlskompetenz lernen
Wenn Du Deine Gefühlskompetenz verbessern willst, dann geht das am besten mit Unterstützung. Zum Beispiel mit meiner 😉. Als Coach kann ich Dir dabei sehr gut helfen. Schreib mir gerne, was Dein Thema ist und wir können eine kostenloses und unverbindliches Erstgespräch vereinbaren.