Deine Einstellung zu Einstellungen

Steiniger Weg
Der Weg bis ein*e neue*r Mitarbeiter*in gefunden und ins Team integriert ist, ist momentan oft steinig.

Momentan herrscht in meiner Branche ein eindeutiger Mangel an Bewerber*innen. Einige Stellen sind schon viel zu lange unbesetzt. Und wenn sich dann doch mal jemand bewirbt, dann ist die Wahrscheinlichkeit für jede*n einzelne*n Bewerber*in, dass es klappt, auch nicht höher, als damals, als sich noch mehr Personen beworben haben. Ein guter Zeitpunkt, um über das Thema Einstellungen grundsätzlich nachzudenken.

In diesem Artikel geht es nicht darum, wie Du ein*e gute*n Mitarbeiter*in findest, sondern wie Du suchen solltest. Selbst dann, wenn es schwer ist und sich scheinbar niemand bewirbt.

„Don‘t hire for skills, hire for attitude…

…You can always teach skills“. — Simon Sinek

Das stimmt. Zum großen Teil zumindest. Suche nach Personen, die Lust auf die Aufgabe haben, ins Team passen und anpacken können. Mit ein bisschen Aufwand kann man auch Quereinsteiger für die meisten Aufgaben fit machen.

Eine Einschränkung ergibt sich leider durch den momentan an vielen Stellen wahrgenommenen Druck und Zeitmangel. Mitarbeiter*innen auf Stellen einzuarbeiten, die eine gewisse Komplexität mit sich bringen, kostet einen Haufen Zeit. Wenn dann auch noch Fähigkeiten fehlen, verstärkt sich dieses Problem massiv. Man sucht ja keine Mitarbeiter*innen, wenn es nichts zu tun gibt…

Oft ist das aber eine Milchmädchenrechnung. Gerade momentan. Drei Monate länger für eine Stellenbesetzung brauchen, oder drei Monate mehr in die Einarbeitung eines sonst hervorragend ins Team passenden Mitarbeiters stecken? Ich weiß, wofür ich mich entscheiden würde. Letztendlich ist es aber wichtig, die aktuelle Situation zu bewerten und den richtigen Mittelweg zu finden.

Selektivität

Sei verdammt selektiv bei der Auswahl neuer Mitarbeiter*innen. Auch dann, wenn der Bewerbermarkt so gut wie nichts hergibt. Sei Dir klar über die Kriterien, die die Bewerber*in erfüllen muss. Wenn auch nur eine nicht erfüllt ist, suche weiter. Wie oben geschrieben, sollten die Musskriterien nicht nur fachliche sein. Dinge wie Arbeitsmoral, Fähigkeiten zur Problemlösung und Passung zum Team sind aus meiner Sicht deutlich wichtiger.

Was passiert, wenn Du alles einstellst, was nicht bei drei auf den Bäumen ist? Deine Teamperformance wird nicht besser, sondern schlechter. Es wird zu Problemen kommen. Du wirst öfter den Bewerbungsprozess wiederholen müssen und außerdem die Trennung von Mitarbeiter*innen organisieren müssen. All das bringt Unruhe ins Team und die Integrationsphasen sowie die Einarbeitung für neue Mitarbeiter*innen müssen öfter durchlaufen werden.

Also, nochmal zusammengefasst: Wenn Du zu einer Mitarbeiter*in nicht klar JA sagen kannst, dann solltest Du klar NEIN sagen.

Besser als Du

Du solltest versuchen, möglichst „gute“ Mitarbeiter*innen einzustellen. Im Idealfall sogar welche, die besser sind als Du.

Ja, genau. Die Mitarbeiter*innen sollen besser sein, als ihr*e Chef*in. Weil: Je besser die Teammitglieder, desto besser das Team.

Was heißt das nun für Dich? Ist dadurch Deine Position in Gefahr? Nein. Du suchst ja im Normalfall nicht nach Personen, die hervorragende Führungskräfte sind. Es geht primär um fachliche Fähigkeiten und Passung zum Team.

Hier kommt wieder die von mir äußerst geschätzte Überflussmentalität zum Tragen. Es gibt für jeden genug Erfolg, Glück und Anerkennung. Das sind keine knappen Güter und man muss als Chef*in/Mitarbeiter*in/Mensch keine Angst haben, dass man zu kurz kommt, weil eine andere Person diese Dinge auch erfährt.

Hiermit gebe ich zu, dass jede*r einzelne meiner Mitarbeiter*innen — auch der Azubi —, fachlich mehr drauf hat als ich. Ich bin aber der, der Lust auf die Führungsaufgabe hat und hier Fähigkeiten und Eigenschaften mitbringt und weiterentwickelt.

Und wenn sich später herausstellt, dass die Mitarbeiter*in, die Du eingestellt hast, auch noch die bessere Führungskraft ist: Macht auch nichts. Sie wird deshalb nicht gleich an Deinem Stuhl sägen. Bestimmt gibt es in Deiner Firma andere Möglichkeiten zur Weiterentwicklung als den klassischen Königsmord 😉

Wenn es dann doch nicht passt

Und wenn man sich auch noch so viel Mühe im Auswahlprozess gibt, manchmal passt es nicht. Nutze die Probezeit. Es ist für alle Beteiligten besser, wenn ein Arbeitsverhältnis zügig wieder beendet wird, wenn man nicht zusammenfindet. Optimalerweise geben sich Mitarbeiter*in, Führungskraft und Team gegenseitig mehrere Chancen, investieren aber auch nicht zu viel Energie.

Geduld haben Du musst

„Slow is smooth and smooth is fast“, sagt die US-Spezialeinheit Navy Seals. Dieser Satz gilt insbesondere für die Einstellung neuer Mitarbeiter*innen. Für mich hat sich ganz klar gezeigt: Lieber warten als übereilte Entscheidungen treffen. Musskriterien müssen erfüllt werden. Wenn Du Dich in Geduld übst und auf die oder den richtige*n wartest, wirst Du am Schluss schneller ein Team mit hoher Performance und Spaß bei der Arbeit zusammenhaben, als wenn Du „Hire and Fire“ mit Bewerber*innen spielst, die so halb passen.

Momentan braucht man leider sehr viel Geduld und die Zeitspannen, bis mal wieder ein*e Bewerber*in aufschlägt, sind viel zu lang. Trotzdem bin ich überzeugt, dass es sich auszahlt, geduldig zu sein.

Danke, dass Du meinen Blog liest 🙂

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