
Fifty – Fifty, gut – böse, ja – nein, an – aus
Blumentopf – Mann oder Maus
Kopf oder Zahl, Mann oder Maus
Ich spiel mal Loser mal Gewinner, mal spiel ich den Normalen und dann den Spinner
Doch ich selbst bleib‘ ich immer
Compliance – Performance, On Premise – Cloud, Guter Papa – Guter Mitarbeiter, DSGVO – Geistige Gesundheit, Homeoffice – Leute im Büro treffen, Menschlichkeit – Hochleistung, Open Source – Microsoft… Sind diese Beispiele aus dem Alltag des Autors nicht irgendwie gegensätzlich? Oder ist vielleicht jeweils beides erstrebenswert? Sind diese Dinge teilweise vielleicht sogar voneinander abhängig und untrennbar?
Man stößt im (Führungs-)Alltag ständig auf Situationen, in denen es gilt, scheinbar gegensätzliches miteinander zu vereinen. Aus meiner Sicht (und aus Sicht von mir geschätzter Autoren) kann als Führungskraft nur der wirklich erfolgreich sein, dem das gelingt.
Die Eigenschaft, die Personen haben, die das schaffen, nennt man Ambiguitätstoleranz. Wer diese in höherer Ausprägung besitzt, kann Mehrdeutigkeit oder Doppelsinn erdulden oder sich sogar zu Nutze machen.
Beispiele
Compliance bremst doch die Performance eines Unternehmens, oder? Wenn man sich die ganze Zeit nur um Regeln dreht, kann man doch nicht vorwärts kommen… Aber andererseits: Wenn das Unternehmen es mit den Regeln nicht so ernst nimmt, kann es passieren, dass der Geschäftsbetrieb recht schnell eingestellt wird. Die Kunst ist also, für die Befolgung der Regeln zu sorgen, ohne dass die Geschäftstätigkeit behindert wird. Schlaue Unternehmen lassen sich sogar durch Zertifikate bestätigen, dass sie gut darin sind und nutzen diese, um Kunden zu gewinnen.
Kann ein guter Papa (oder eine gute Mama) ein*e guter Mitarbeiter*in sein? Was ist denn überhaupt ein guter Mitarbeiter? Jemand der Überstunden schiebt und immer für Chef*in und Kolleg*innen erreichbar ist? Und muss ein guter Papa immer zu 100% für seine Familie da sein?
Auch hier gilt es, die Scheingegensätze in Einklang zu bringen. Stichwort Life Balance. Gelegentlich wird das nicht gelingen. Dann kommt das persönliche Gleichgewicht ins wanken und man ist mehr auf der Elternseite oder mehr auf der Mitarbeiter*innen-Seite. Das ist normal und kein Grund sich darüber zu ärgern.
Wer insbesondere mit diesem Gegensatz zu kämpfen hat, dem seien Webseite und Podcast von Elisabeth Thiessen ans Herz gelegt. Sie beschäftigt sich mit dem Thema Vereinbarkeit.
Homeoffice ist super. Dafür gibt es echt viele Gründe. Aber andererseits sieht man die Kollegen nur noch am Laptopbildschirm und muss alleine Kaffee trinken. Die schlaue Führungskraft ermöglicht ihren Mitarbeiter*innen beides. Die Arbeitsstätte wird als Ort der Zusammenkunft und des gemeinsamen Arbeitens gestaltet. Alleine rumsitzen und konzentriert an Dingen arbeiten, wollen die meisten inzwischen lieber zu Hause. Natürlich darf man das Büro auch so gestalten, dass Kolleg*innen, die zu Hause nicht gut arbeiten können oder wollen, weiterhin Rückzugsorte haben um alleine und konzentriert zu arbeiten. Optimalerweise ist das Büro so gestaltet, dass die Mitarbeiter*innen gerne kommen.
Undsoweiter. Denk doch mal über Beispiele aus Deinem Alltag nach. Ein paar von den ganz oben genannten möchte ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen 😉
Kernkompetenz
Ist es nicht befreiend, wenn man sich klar macht, dass es zum Job gehört, zwischen den scheinbar gegensätzlichen Dingen im Arbeitsalltag zu vermitteln? Man muss sich deutlich weniger gegen Dinge stemmen und kann gleich damit starten, den Mittelweg zu gehen. An vielen scheinbaren Gegensätzen führt kein (sinnvoller, lohnenswerter) Weg vorbei. Gratbeschreitungen sind vielleicht nicht einfach, aber am Ende auch nur Übungssache.
Es ist nur schwer möglich, dass einzelne Personen oder Bereiche in einem Unternehmen alle Gegensätze in sich tragen. Ein paar Beispiele: Die Entwicklung will Produktfeatures möglichst gut und korrekt entwickeln, der Vertrieb will möglichst viele Features in kurzer Zeit, die verkauft werden können. Das Controlling schaut der IT auf die Finger, während die mit beiden Händen Geld für Server, iPads und Laptops ausgeben wollen.
Für den Vermittlungsbedarf zwischen den Bereichen braucht man Führungskräfte und auch Mitarbeiter, die sich dessen bewusst sind, dass die Gegensätze das sind, was ein Unternehmen erhält und voranbringt.
Es ist super, wenn es gelingt, für sich ein Gleichgewicht zwischen den vielen Gegensätzen zu finden. Mindestens genau so wichtig ist es aber, dass man sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, wenn das Gleichgewicht mal verloren geht. Was ist zum Beispiel, wenn man merkt, dass die Unternehmenskultur, auf die man stolz ist und die viele Mitarbeiter im Unternehmen hält, die nächsten Wachstumsschritte bremst? Diese Einsicht lässt einen vermutlich erst mal etwas ratlos zurück. Aber selbstverständlich gibt es auch hier Möglichkeiten, mit klugem Change Management die (meisten) Mitarbeiter*innen zu halten und trotzdem neue Wege zu beschreiten.
Nun nochmal kurz zusammengefasst: Je besser Du mit Mehrdeutigkeiten und Gegensätzen klar kommst, desto leichter wird Dein Leben. Ambiguitätstoleranz macht Dich resilienter.😎