Speedreading — Schneller lesen

Wie viele Schreibtischarbeiter, verbringe ich einen großen Teil des Tages damit, irgendwelche Dinge zu lesen. Außerdem ist Lesen an sich eine meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen. Da lag es nahe, dass ich mir Gedanken darüber mache, wie man den Leseprozess ein bisschen verbessern kann.

Der Titel dieses Blogposts müsste eigentlich irgendwie so heißen: „Eine dem Schriftstück angemessene Lesegeschwindigkeit wählen, selektiv lesen und das Textverständnis optimieren“. Das ist aber ein bisschen sperrig. Letztendlich geht es um zwei Dinge:

  1. Zeit beim Lesen sparen.
  2. Die Aufnahme von Inhalten optimieren.

Es ist ein bisschen kontraintuitiv, dass beides zur Folge hat, dass man irgendwie schneller liest. Wie genau, erfährst Du gleich.

Selektiv lesen

Wenn man selektiv liest, dann gewinnt man enorm viel Zeit. Nur weil jemand etwas geschrieben hat, musst Du das noch lange nicht lesen. Das ist die radikalere Ebene von selektivem Lesen. Überlege genau, ob die Email, der Blogpost, der Zeitungsartikel, das Buch… für Dich relevant ist. Wenn Du angefangen hast etwas zu lesen und merkst, dass es für Dich nicht relevant ist, dann leg es weg. Und zwar sofort und für immer.

Die zweite Ebene des selektiven Lesens bezieht sich auf Texte, deren Inhalt grundsätzlich interessant ist, die aber zu ausschweifend und langatmig für Dich sind. Nur weil der Autor es nicht geschafft hat, sich kurz zu fassen, heißt das nicht, dass Du nicht den Kern seiner Aussage finden kannst, ohne den ganzen Text zu lesen.

Wenn Du etwas lesen musst, das Dich nicht interessiert, dann kannst Du trotzdem die Techniken weiter unten anwenden.

Überblick verschaffen

Was Du von einem Text behältst und wie schnell Du durchkommst, kannst Du verbessern, indem Du Dir vor dem Lesen einen Überblick verschaffst. Sieh Dir zuerst das Inhaltsverzeichnis an oder überfliege die Zwischenüberschriften im Text. Wenn beides nicht vorhanden ist, kannst Du auch versuchen absatzweise nach Schlüsselwörtern zu scannen. Dann kennst Du schon mal grundsätzlich die Struktur des Dokuments und weißt grob, um was es geht. Das hilft enorm beim folgenden konzentrierten Lesen.

Die kurze Zeitinvestition am Anfang lohnt sich. Man holt das locker wieder während des Lesens rein, wenn man sich im Text schon ein bisschen auskennt.

Lesegeschwindigkeit

Die Lesegeschwindigkeit sollte zum Text und zu Deinem aktuellen Kontext passen. Was machst Du, wenn Du gedanklich abschweifst und Dich nicht konzentrieren kannst? Langsamer lesen? Interessanterweise ist das meistens der falsche Ansatz. Wenn Du abschweifst, ist Dein Hirn oft eher unterfordert. Du solltest dann versuchen, die Lesegeschwindigkeit zu erhöhen. Das hat zur Folge, dass Dein Gehirn keine Chance hat, sich andere Themen zu suchen. Was Du an Inhalten aufnimmst und behältst, wird sich verbessern.

Du solltest schneller lesen, wenn

  • es sich um einen Fachtext handelt und es primär um die Erfassung der Inhalte geht
  • wenn Du den Eindruck hast, dass Du abschweifst und Dich nicht auf den Text konzentrieren kannst

Wenn Du abschweifst, weil Du müde bist und Dich generell schlecht konzentrieren kannst, hilft es leider meistens nicht, die Lesegeschwindigkeit zu erhöhen.

Wenn Du zum Genuss und zur Entspannung einen Roman oder einen Krimi oder was auch immer liest, solltest Du nicht zu schnell lesen. Hier ist vielleicht nicht nur der Inhalt wichtig, sondern auch die Sprache. Die geht meiner Erfahrung nach eher unter, wenn man sehr schnell liest.

Speedreading

Was ist nun dieses Speedreading? Letztendlich versteht man darunter alle Techniken, die dabei helfen, Texte schneller zu lesen und zu verstehen. Der Kern ist aber, den Blickfokus so zu setzen und zu trainieren, dass man möglichst viele Wörter mit einem Blick erfassen kann. Es gibt mehrere Methoden, um das zu erreichen.

Wenn Du auf Papier liest, ist die Textgröße, die Zeilenlänge und der Zeilenabstand vorgegeben. Hier ist es bei langen Zeilen gut, den Blick zweimal zu fokussieren. Und zwar im ersten und im letzten Drittel der Zeile. Wenn es sich um einen mehrspaltig gedruckten Text handelt, reicht oft auch ein Fokuspunkt in der Mitte. „Normal“ ist es, den Blick über die Zeile wandern zu lassen. Das benötigt deutlich mehr Fokuspunkte und geht dadurch langsamer. Geübte Leser erfassen auch ohne Speedreading zu üben schon deutlich mehr als ein Wort und der Weg zu mehr Effizienz ist nicht weit.

Ein etwas ungewöhnlicher Trick, ist es Hilfsmittel zu verwenden. Wenn man mit einem Stift oder dem Finger über die Zeilen gleitet — So wie es uns in der Grundschule abgewöhnt wurde — und damit die Geschwindigkeit vorgibt, kann man sein Lesetempo deutlich erhöhen.

Wenn man elektronisch liest, kann man das Schriftbild so anpassen, dass es das Lesen erleichtert. Hier ein Vorschlag, wie man die Parameter für hohe Geschwindigkeit wählen kann.

Wähle

  • die Schriftgröße so groß, dass Du den Text sofort gut erkennen kannst.
  • die Schriftgröße so klein, dass möglichst viel auf eine Seite passt. Seitenwechsel kosten Zeit.
  • die Zeilenlänge so, dass Du sie mit möglichst wenigen Blicken erfassen kannst.
  • ausreichend große Zeilenabstände.
  • eine Schriftart mit Serifen.

Tricks sind erlaubt

Am Anfang meiner Speedreading-Karriere hatte ich immer ein schlechtes Gewissen. Der Autor hat sich schließlich Mühe gegeben, einen Text zu verfassen und ich überfliege ihn nur oder lasse ihn ganz liegen. Oder ich lese ihn nicht in der vorgesehenen Reihenfolge. Oder ich überspringe Absätze oder ganze Kapitel. Tja. Damit müssen Autoren wohl leben 🙂. Inzwischen mache ich fast alles, um effizient durch Texte durchzukommen und orientiere mich daran, was ich brauche, um möglichst viel rauszuholen. Zeit und Textverständnis.

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