Pendeln mit dem Fahrrad

Olympiaturm und Olympiastadion
Sightseeing während des Pendelns

In diesem Artikel habe ich ein paar praktische Tipps zum Pendeln mit dem Fahrrad gesammelt. Für mich gibt es keine bessere Möglichkeit in die Arbeit zu kommen und ich möchte gerne meine jahrelange Erfahrung mit Dir teilen.

Ein paar grundsätzliche Gedanken zum Thema Pendeln habe ich schon in diesem Artikel niedergeschrieben.

Für alle Eltern: Die Fahrradfahrt zur Arbeit und zurück stellt eine hervorragende Möglichkeit dar, (fast) familienzeitneutral Sport zu machen.

Fahrrad und Ausrüstung

Pendelfahrrad
Mein Pendelfahrrad

E-Bike oder nicht?

Wenn Du erst noch an Deiner Fitness arbeiten musst, kannst Du über ein E-Bike nachdenken. Für diejenigen unter uns, die sich fit fühlen oder zumindest zuversichtlich sind, bald fit zu sein, würde ich ein normales Fahrrad empfehlen. Warum? Hier die Vorteile von motorlosen Fahrrädern:

  • Sie sind weniger wartungsanfällig, weil einfach weniger Teile vorhanden sind, die kaputt gehen können.
  • Sie sind umweltfreundlicher. Kein Akku, keine Elektronik, kein Stromverbrauch.
  • Du bist bald schneller unterwegs als mit einem E-Bike. Hier ist bei 25Km/h Schluss. Ab dieser Grenze steigt der Energieaufwand extrem, weil man ein schweres Fahrrad ohne Motorunterstützung selbst bewegen muss.
  • Sie sind leichter. Ich nehme mein Fahrrad mit in mein Büro. 30Kg E-Bike die Treppe hochschleppen wäre mir zu blöd. 🙂

S-Pedelecs, also E-Bikes, die bis zu 45Km/h Tretunterstützung bieten, haben zumindest nicht den Nachteil, dass sie langsam sind. Allerdings dürfen sie in Deutschland auf den meisten Radwegen nicht bewegt werden. Hier in der Großstadt sieht man sie kaum. Zu gefährlich.

Der große Vorteil von E-Bikes ist natürlich, dass Du ausgeruhter in der Arbeit ankommst und auch weniger schwitzt. Auch wenn Du zum Beispiel über ein Lastenfahrrad nachdenkst, um auf dem Weg in die Arbeit noch diverse Kinder in die Betreuungseinrichtung zu bringen, wird ein Motor schon sinnvoller. Die Dinger sind einfach schwer.

Inzwischen gibt es so gut wie alle Fahrradtypen mit und Motor. Denk ihn Dir im nächsten Abschnitt einfach dazu, wenn Du nicht darauf verzichten willst 😉

Fahrrad

Wähle ein Fahrrad, das Dir Spaß macht und seinen Zweck erfüllt. Hier einige Kriterien für die Auswahl:

  • Wie sind die Wege beschaffen? Geht ein Rennrad? Ein Gravel Bike? Ein Trekkingrad? Oder brauchst Du gar ein Mountainbike?
  • Wie ist das Höhenprofil Deiner Strecke? Gibt es Berge, die eine Erwähnung wert sind? Das ist bei der Auswahl der Schaltung zu berücksichtigen. Hier in München gibt es keine wesentlichen Berge. Ich fahre an meinem Rad eine 1×11 Kettenschaltung. Je weniger bewegliche Teile, desto besser. Du musst dann weniger Zeit und Geld für die Wartung aufwenden. Wenn man nur dieses Kriterium berücksichtigt, ist eine Nabenschaltung optimal. Ansonsten ist sie etwas schwerer als eine Kettenschaltung.
  • Zu Scheibenbremsen gibt es keine ernsthafte Alternative an einem Pendelrad. Die Bremswirkung ist weitgehend unabhängig vom Wetter und sie sind sehr wartungsarm.
  • Wähle einen Typ Fahrrad, der Dich anspricht.
  • Willst Du das Fahrrad nur fürs Pendeln verwenden, oder auch für andere Zwecke?

Für mich ist ein Gravel Bike ideal. Ich fahre es mit recht schmalen, robusten Reifen mit Pannenschutz aber ohne Profil um schnell voranzukommen und selten Schläuche wechseln zu müssen.

Wenn Du erst noch ausprobieren willst, ob es das richtige für Dich ist, nimm ein Fahrrad das Du schon hast und stell Dir vor, wie viel besser es mit Deinem Traumrad wäre 😉

Hier sei noch erwähnt, dass viele Firmen inzwischen steuerlich geförderte Fahrradleasingmodelle wie Jobrad anbieten und in vielen Fällen auch noch fördern. Das kann ein sehr guter Deal für ein Rundumsorglospaket mit Wartung und Versicherung sein.

Tasche

Deinen Laptop, Unterlagen, Wechselkleidung, Werkzeug und Regenkleidung wollen irgendwie transportiert werden. Das geht mit einem Rucksack oder mit am Gepäckträger befestigten Taschen. Letztere haben den Vorteil, dass man weniger schwitzt und kein Gewicht auf Rücken und Schultern hat. Es gibt sehr gute wasserdichte Taschen, die auch als Aktentasche was her machen. Zum Beispiel von der Firma VauDe. Wenn Dein Fahrrad keinen Gepäckträger hat und Du auch keinen montieren kannst oder willst, dann sind Bikepacking-Taschen eine Alternative. Diese werden am Rahmen, am Lenker oder am Sattel befestigt. Hier ist der Platz etwas begrenzt, aber einen Blick sind sie allemal wert. Für ein Tablet, Kleidung und Werkzeug sollte das Stauvolumen reichen.

Kleidung

Beim in die Arbeit radeln bevorzuge ich Fahrradkleidung. Wenn die Strecke nicht zu weit ist, kann man natürlich auch in „Arbeitskleidung“ fahren und nur das T-Shirt wechseln beziehungsweise in der Arbeit Bluse oder Hemd anziehen. Mir macht es jedoch mehr Spaß in meiner bewährten Fahrradkleidung. Ich nutze das Pendeln schließlich als ernsthafte Trainingsmöglichkeit.

Du musst nicht die komplette Kleidung jeden Tag hin- und herfahren. Schuhe und Jeans kann man super im Büro lagern und nur bei Bedarf austauschen.

Beleuchtung

Ob Dynamo oder Akkulampen, Beleuchtung ist Pflicht. Besonders, wenn man im Winter vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang unterwegs ist. Akkulampen sind leichter, jedoch ist der Wartungsaufwand höher, da man für aufgeladene Akkus sorgen muss. Fahrräder, die mir richtig viel Spaß machen, haben keinen Dynamo…

Werkzeug

Du solltest etwas Werkzeug mitnehmen, um kleine Probleme schnell beheben zu können.

  • Ein Fahrrad Multitool mit Innensechskant-, Torx- und Kreuzschlitzschraubendreher. Gegebenenfalls auch mit Kettennietdrücker, wenn Du Dir so eine Reparatur unterwegs zutraust.
  • Eine Luftpumpe
  • Einen Ersatzschlauch
  • Flickzeug

Wenn Dein Fahrrad oft Probleme macht, suche die Ursache und lasse es in einer guten Werkstatt überholen. Wenn Du nur noch am Schläuche wechseln bist, ist es Zeit für neue Reifen.

Helm und Brille

Leg Dir auf alle Fälle einen hochwertigen, gut getesteten Fahrradhelm zu. In meiner Zeit als Rettungssanitäter habe ich einige Fahrradunfälle ohne Helm erlebt. Nicht lustig. Bei allen schweren Kopfverletzungen, die ich gesehen habe, hätte ein Helm geholfen.

Eine Brille gehört auch dazu. Sie schützt die Augen vor UV-Strahlung, Wind, Insekten und sonstigen Dingen, die durch die Luft fliegen. Ich habe eine Sportsonnenbrille und eine klare Arbeitsschutzbrille für die Morgen- und Abenddämmerung oder bei starker Bewölkung. Eine Brille mit Wechselgläsern ist auch eine gute Alternative.

Auswahl der Strecke

Die Wahl einer guten Strecke entscheidet darüber, wie schnell Du vorankommst, wie sicher Du unterwegs bist und vor allem auch, wie viel Spaß die Pendelei macht. Lass Dich bei der Streckenwahl durch eine App unterstützen. Google Maps kann inzwischen ganz gut mit Fahrradwegen umgehen. Viel besser ist jedoch Komoot. Hier ist es sehr einfach, gute Fahrradwege zu finden. Du bekommst auch Informationen über das Höhenprofil und die Beschaffenheit der Wege.

Kriterien für eine gute Pendelstrecke sind:

  • Fahrradwege oder zumindest Nebenstraßen mit wenig Verkehr
  • Wenige Ampeln
  • Möglichst flach
  • Landschaftlich schön

Probiere ruhig mehrere Wege aus. Landkarten sind nur eine Repräsentation der Wirklichkeit und manchmal stößt man auf Dinge, die nicht eingezeichnet sind und einem den Spaß verderben. Ich fahre zum Beispiel an einem Schweinemastbetrieb vorbei. Stinkt wirklich bestialisch. Aber der Weg ist trotzdem der beste 😄

Der beste Weg muss nicht der kürzeste sein. Meine Strecke ist ein gutes Beispiel. Die kürzeste hat ca. 23 Km, „meine“ hat 27 Km (einfach). Trotzdem bin ich auf der längeren Strecke schneller, sicherer, abgasärmer und landschaftlich schöner unterwegs. Ich spare mir die Münchner Innenstadt, verdammt viele Ampeln, eine Bahnschranke und den Teil des Englischen Gartens, der im Sommer total überlaufen ist. Dafür komme ich am Schloss Nymphenburg, dem Olympiapark, dem nördlichen Englischen Garten und dem Feringasee vorbei.

Es ist auch grundsätzlich gut, mehrere gute Routen oder zumindest Variationen parat zu haben. Kann schon vorkommen, dass einem die Lieblingsroute irgendwann langweilig wird und man sich etwas Abwechslung wünscht.

Wetter

Baum auf Weg
Pendeln am Morgen nach einem Gewitter

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur eine schlechte Einstellung zum Wetter. 😉 So ähnlich zumindest. Wenn die eigene Sicherheit gefährdet ist, sollte man spätestens auf Home Office oder ein anderes Verkehrsmittel umsteigen. Gewitter oder Schnee und Eis treiben dann doch auch die meisten Hardcore-Fahrradpendler in S-Bahn oder Auto. Aber ansonsten kann ich sagen, gewöhnt man sich an alles. Gute Regenkleidung ist den einen oder anderen Euro wert. Eine atmungsaktive Regenjacke, Hose und Überschuhe sollte man sich schon zulegen, wenn man es ernst meint. Natürlich ist es schöner bei Sonnenschein zu radeln, aber wenn die Alternative der Stau oder die überfüllte S-Bahn ist, dann relativiert sich ein bisschen Niederschlag für mich ziemlich schnell.

Auch niedrige Temperaturen sind ein lösbares Problem. Beim Fahrradfahren wird einem nämlich warm. 😉 Füße und Hände sind bei vielen Fahrradpendlern die Stellen, an denen sie am meisten frieren. Ich ziehe dicke Socken an und habe Neoprenüberschuhe. Und für Temperaturen unter -10°C habe ich noch chemische Zehenwärmer auf Lager. An den Händen habe ich im Winter zwei Paar Handschuhe übereinander.

Auch bei großer Hitze ist Sport natürlich deutlich anstrengender. Dein Fahrrad sollte einen Flaschenhalter haben, damit Du ausreichend trinken kannst. Sonnenschutz ist auch Pflicht. Meide die größte Mittagshitze.

Schwitzen und Duschen

Wenn Du in der Arbeit duschen kannst, dann ist das super. Jedoch ist es meiner Erfahrung nach nicht unbedingt nötig. Frische Wechselkleidung und Deo reichen auch. Das Gesicht kann man sich an jedem Waschbecken waschen. Bei mir hat sich in all den Jahren noch niemand über unangenehmen Sportgeruch beschwert. Vielleicht weil ich der Chef bin… 🤣

Du kannst einige Maßnahmen ergreifen, um das Schwitzen zu minimieren:

  • Zieh Dich nicht zu warm an. Wenn Du beim Losfahren ein bisschen frierst, dann bist Du perfekt angezogen.
  • Ersetze den Rucksack durch Fahrradtaschen.
  • Sorge für eine Strecke mit wenigen Ampeln. Fahrtwind kühlt.

Training und Übertraining

Wenn Du Deine Pendelstrecke als Trainingsmöglichkeit siehst, dann solltest Du darauf achten, Dich nicht zu überanstrengen. Gerade am Anfang sind fünf Trainingstage hintereinander mit hoher Intensität sicher zu viel. Lass es mindestens jeden zweiten Tag ruhiger angehen oder nutze sogar ein anderes Verkehrsmittel. Übertraining ist kein Spaß und Du wirst lange brauchen, um Dich zu erholen.

Angebot

Wenn Du individuelle und unabhängige Beratung für Deine Pendelausrüstung und Deine Strecke möchtest, schreib mir. Ich unterstütze Dich gerne per Email, Messenger oder Videokonferenz.

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